Das derzeitige Kinder Kunst Projekt entwickelt sich stetig weiter
und wird immer interessanter. Auf diesem Wege möchte ich - neben schönen
Aussichten - gerne auch ein paar Einblicke geben. Zum Stand der Dinge wäre zu
sagen, dass wir unsere Ideen ordnen und strukturieren. Die Buchseiten haben
alle Formen angenommen (Verwendung gefunden), sie sind gezeichnet, bemalt,
verziert, fertig ausgearbeitet, durchdacht und mit Bildtiteln versehen. Ein
Anfang. Nicht mehr und nicht weniger.
Viel zu schnell bleibt Kunst oder künstlerisches Arbeiten an der
Oberfläche hängen. An dem, was wir erkennen oder nicht erkennen. Reine „Geschmacksache“?
Für meinen Geschmack zu oberflächlich. Gerade kreatives Arbeiten ist so viel mehr
als eine Produktion schöner oder nicht – so – schöner „Dinge“. Dieses „mehr“
ist nicht immer, für jeden oder sofort sichtbar - aber muss es das denn? Worum
geht es – eigentlich? Mit Sicherheit hat da jeder seine eigene Sicht der Dinge.
Mir persönlich geht es beim kreativen Arbeiten und beim Arbeiten mit Kindern
vor allem darum, inne zu halten, sich Zeit zu nehmen, offen zu sein,
nachzufragen, neugierig zu sein, zu werden, zu bleiben und zu machen.
Gar nicht so leicht. Aus dem Alltag, Beruf oder Privatleben heraus ist
die Sicht der Dinge wie so oft eher eingeschränkt. Auf das Wichtige und Nötige.
Auf das, worauf es – vermeintlich - ankommt. Wir sind es in gewisser Weise
gewohnt, durchdacht, routiniert, gewissenhaft an die Dinge heranzugehen. Wir
sind also – gesetzt dem Fall es läuft nach Plan – recht gut (durch)organisiert,
durchdacht und strukturiert. Wir bauen dabei auf unsere Erfahrungen, unser Wissen
und manchmal das Alter.
Beispielsweise haben wir als - Eltern, Erwachsene, Pädagogen und Co –
unsere Meinungen, Beurteilungen, Pauschalisierungen oder Ähnliches recht
schnell „zur Hand“. Es gibt dafür sehr viele Gründe, wie etwa die Gewohnheit
(immer auf alles eine Antwort parat haben zu müssen), den Zeitmangel (alles
unter einen Hut zu bekommen ist eine Herausforderung) oder die Erwartungen (an
uns selbst und die anderen), um nur ein paar zu nennen.
Stellen wir uns vor, ein Kind / unser Kind hat etwas gestaltet,
gemalt, herausgefunden, dass es uns stolz präsentiert. Wie würde unsere Reaktion
aussehen? Meist wird gelobt oder bewundert. Etwa in der Art „Das sieht toll
aus! / Das hast du super gemacht.“ Ein bisschen kommt das auf das Ergebnis an.
Handelt es sich etwa um ein - unserer Meinung nach - angefangenes, nicht fertig
gestelltes oder nicht so gut ausgearbeitetes Bild, einen Schlammhaufen oder ein
kleines Steinchen, Stöckchen, etwas Abfall und somit etwas, das wir als unfertig
oder unbedeutend einstufen, würde unsere Reaktion eher in der Art „Ist das
schon fertig? Das kannst du aber besser! Was soll denn das?“ ausfallen.
Situationen wie diese als Gesprächsanlass wahrzunehmen oder zu nutzen
fällt den Wenigsten ein. Eine Unterhaltung kommt nicht oft zustande. Wie auch,
wenn wir so schnell mit einen Urteil sind. Es gibt so viel mehr Möglichkeiten,
Situationen wie diese anzugehen. Sie wären erstaunt, was Kinder alles über ihre
Bilder, Zeichnungen, Kritzeleien, Steinchen oder Erdhaufen berichten können.
Sie erleben die Welt ganz anders, sie stehen ja noch am Anfang, lassen sich
schnell begeistern, sind neugierig und sehr schlau.
Unser Fokus sollte öfters auf ein Gespräch oder eine vermeintliche Unwichtigkeiten
ausgerichtet sein - insbesondere, wenn es um Kinder geht. Der ein oder andere wäre erstaunt, was er selbst dabei lernen kann! Ich muss leider sagen, dass wir "Großen" da tatsächlich - öfters als wir vielleicht denken - ein Brett vorm Kopf haben. Meist gerade dann, wenn wir meinen alles im Blick zu haben. Wie etwa das Ergebnis. Ist es das, worauf es - tatsächlich - ankommt? Für Kinder nicht - zu mindestens so lange, bis sie gelernt haben, dass andere, die ihnen wichtig sind, gerade darauf Wert legen! Kinder sammeln ständig und überall ihre Erfahrungen, sie lernen und haben Spaß! Sie entwickeln sich weiter.
Spannend finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass wir die Leistungen unserer Kinder - oftmals unsere Kinder selbst - über unser Notensystem von 1 - 6 für begreifbar, allgemein verständlich und überschaubar halten. Für uns ist das logisch und verständlich im Sinne von deutlich. Denn die Erwachsenen sind auch nicht immer ein und derselben Meinung - insbesondere was Noten angeht. Jeder weiß, was eine eins bedeutet und was dahingegen eine sechs. Kinder verstehen das auch recht schnell. Zumindest das, was sie aus Reaktionen
ihrer Eltern, Verwandten oder Mitschüler lesen können. Das hinter einer Note
sehr viel mehr steht und steckt, dass diese – eine – Note nicht das Kind selber
ausmacht, wird dabei oft übersehen. Verlieren wir, als Zahl – möglichst – klein gehalten,
da nicht das Wesentliche aus den Augen? Das Kind mit seinen Befindlichkeiten,
Möglichkeiten, Talenten oder Wünschen? Und somit das, was das Kind als etwas Besonderes, Einzigartiges ausmacht. Das, was es - schon - kann, noch nicht kann, was es mitbringt und weiterbringt.
In meinen Kursen begegnen mir diese Einstellungen auch hin und wieder.
Beispielsweise fragen Kinder welche Note „das“ wäre, ob ich „das“ schön finde,
ob „das“ gut ist, welches „das“ Beste ist. Je nach Situation gebe ich diese
Fragen dann gerne direkt an das Kind zurück und wir überlegen gemeinsam, warum „das“
wichtig ist, wem „das“ wichtig ist, für was „das“ wichtig ist oder wohin uns „das“
führt. Wir bedenkend, was wir gelernt haben, was Spaß gemacht hat, was wir so
nicht erwartet hätten. Wir bilden uns eine Meinung und fragen andere nach ihrer
Meinung. Wir überlegen, was wir jetzt vielleicht anders machen würden und
entwickeln daraus neue Ideen.
Schnell schaffen wir Abstand zu Gut und Schlecht – lassen Schwarz und
Weiß dahingestellt. Um so offen zu bleiben, Möglichkeiten zu erkennen oder überrascht
zu werden. Ist unsere Aufmerksamkeit, unser Interesse erst einmal geweckt,
steht da - mit ein wenig Fantasie im Schlepptau - oft überraschender Weise kaum noch was im Weg. Und somit kann es los- und weitergehen.
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