Es fühlt(e) sich anfangs noch unwirklich an, ein
plötzlicher Stillstand, eine kollektive Vollbremsung. Alles war und ist mit
einem Mal viel ruhiger und gleichzeitig angespannter. Gefühlt wie die Ruhe vor
dem Sturm, wie ein langes Einatmen immer mit der Hoffnung auf ein erleichterndes
Ausatmen - wann auch immer das sein wird. Es war und ist schön, meine Kinder - die schon im
nächsten Monat 13 Jahre alt werden - dabei zu beobachten, wie sie das - alles -
mit ihren Augen sehen und durchaus versuchen zu verstehen. Durch Kinderaugen
gesehen ist die Welt einfach anders. Jeder von uns macht sich sein ganz eigenes
Bild, aber für Kinder ist dieses Bild eine Art Momentaufnahme aus dem Hier und Jetzt.
Oft sind das die Momente in denen „wir Großen“ damit beschäftigt sind, das
Große und Ganze zu überblicken. Das was vorher war, neben dem was gerade –
anders – ist und den vielen Varianten von dem, was sein könnte oder sein wird. Das
ist vielleicht auch einer der Gründe, warum ich gerade zurzeit gerne viel mit
meinen Kindern zusammen bin.
Neben der Schule haben sie für sich und gemeinsam mit ihrer Cousine und ihrem Cousin ein kleines
Projekt angefangen - von zwei verschiedenen Standpunkten auf Abstand versteht sich! Der Ursprung dieses Projektes war wohl ihr kleiner „Verkaufsstand“,
den sie seit ein paar Jahren immer mal wieder nahe dem Friedhof aufbauen. Dann,
wenn Zeit bleibt, neben der Schule, den Hobbys und dem Alltag. Vorab haben sie
sich dann mit Freunden, ihrer Cousine, ihrem Cousin getroffen und zusammengesetzt,
um gemeinsam kleine Stein-Kollektionen zu bemalen. Unser jetziger etwas
ungewohnter Alltag bringt auch dafür mehr Zeit mit und diese nutzen die Kinder
auf ihre „Art“.
Sie starteten mit der – einfachen – Idee, auch etwas
zu tun, für diejenigen, die jetzt zu Hause bleiben müssen und nicht mehr raus können.
Schnell stellten sie fest, dass viele ihrer Ideen rund ums Helfen gar nicht so
einfach – umsetzbar – waren wie anfangs gedacht. Denn Abstand halten schließt nahe
sein fürs erste aus, schon wenn es um Absprachen geht - also alles wieder auf
Anfang.
Sie kamen wieder auf den Kern ihrer Idee zurück.
Sie wollten anderen Menschen eine Freude machen. Und das war auch der Grund, warum
sie immer mal wieder mit ihrem kleinen Tisch und einer neuen Stein-Kollektion losgezogen
sind – wie schon beschrieben. Denn gerade die älteren Menschen haben sich darüber
gefreut. Gedacht, getan so ging es los. Die neue Kollektion sollte besonders bunt,
fröhlich und hoffnungsvoll sein.
Nachdem die Kinder einige Steine sehr aufwendig in
vielen Arbeitsschritten bemalt hatten, stand die Überlegung im Raum, wie wir
diese nun zu den Menschen bringen, die nicht mehr raus können. Wir fanden im Blättchen
unserer Gemeinde eine Nummer, die man anrufen konnte, um etwas zu tun. Dort
haben wir dann angerufen und nachgefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, Menschen,
die jetzt nicht mehr aus dem Haus kommen etwas von „uns“ zukommen zu lassen. Eine
Möglichkeit war schnell gefunden. Unsere Steine werden am kommenden Dienstag mit
in die Einkaufstüten gesteckt, die für Menschen gepackt und nach Hause
geliefert werden, die das Haus nicht mehr verlassen.
Dafür haben die Kinder ihre Steine ganz gründlich mit Seife gewaschen und mit einem kleinen Brief zusammen in Tüten gesteckt. Auf ihren Briefen - die sie aus hygienischen Gründen einlaminierten haben - haben sie Bilder aus der Umgebung mit eingebunden. Nahaufnahmen - von Steinen auf Gehwegen, die sie auf unseren Spaziergängen entdeckt haben.
Denn manche Steine, die uns in den Weg gelegt
werden, sind mehr als Stolpersteine und versprechen bei genauem, aufmerksamem Hinsehen auch etwas Hoffnung. Wie so oft, sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge, die uns Freude machen und für die
insbesondere unsere Kinder einen Blick haben!
In diesem
Sinne versenden wir am kommenden Dienstag unsere Steine in den Einkaufstüten
mit der Hoffnung anderen Menschen eine kleine Freude machen zu können.
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