Ein Museumsbesuch ist bisweilen ganz schön
anstrengend, (…). Durchschnittliche 20 Sekunden, so zeigt die Forschung,
verharren Besucher oft vor einem Objekt. Doch man kann Kunst auch auf andere
Weise genießen – und dabei eine Menge über sich selbst erfahren.
Mit Kunst „umzugehen“ ist nicht immer
einfach. Aber was ist schon einfach? Hinterfragt wird selten. Lieber
festgestellt oder vorausgesetzt. Wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens, setzen wir Prioritäten, haben Vorurteile oder andere Ausreden. Beispielsweise den notorischen
Zeitmangel. Unser ganzes Leben – oder das was wir dafür halten – zeichnet sich mehr
und mehr durch eine Schnelllebig aus, die in vielerlei Hinsicht aus den Augen
verliert, worauf es eigentlich ankommt.
Annette Schäfer nimmt in ihrem Artikel „Langsam
Schauen“ - aus der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (S. 28) – die Art und
Weise eines Museumsbesuches genauer unter die Lupe. Sie beschreibt – wie ich
finde – sehr anschaulich, interessant und informativ die „Art“ wie wir Kunst
bzw. Bilder in einer Ausstellung betrachten. Sie bringt dabei aktuelle Studien
und Informationen auf den Punkt und macht begreiflich worum es eigentlich geht
bzw. gehen sollte. Beispielsweise braucht der Mensch angesichts der zunehmenden
Beschleunigung in zahlreichen Lebensbereichen auch Verschnaufpausen, Auszeiten,
Momente der Verlangsamung: „Das Anschauen von Kunst hat in dieser Hinsicht
einiges zu bieten.“
Wussten Sie etwa, dass die durchschnittliche
Betrachtungsdauer eines Kunstwerkes – Fazit, des Psychologen David Brieber
und seiner Kollegen von der Universität Wien – bei rund 20 Sekunden liegt? Das sind
nicht viel mehr als vier Atemzüge. Dazu beinhaltet es oft noch das Lesen der
Informationstafel, wie der Kunstkritiker und –historiker James Elkins vom School oft he Art Institute of Chicago
in der Huffington Post bemerkt: „Eine Studie fand heraus, dass sich der durchschnittliche
Besucher einem Gemälde annähert, es weniger als 2 Sekunden betrachtet, weitere
10 Sekunden den Wandtext liest, nochmals flüchtig auf das Bild schaut, um eine
Aussage aus dem Text nachzuvollziehen, und dann weitergeht.“
Ich frage mich schon lange, was das soll,
denn mit Genuss, Vergnügen geschweige denn Sinnfreude hat das nun wirklich nicht
viel zu tun. Meiner Ansicht nach sollte es das aber! Gehe ich von mir aus,
erinnere ich mich noch sehr gut daran, dass Kunst als – mein – Leistungsfach in der Schule viel
mit dem Geschmack und persönlichen Verständnis meines Lehrers zu tun hatte. Beispielsweise
habe ich meine Arbeiten in Klarsichtfolie eingepackt. Warum? Weil das gut
ankam. Hm. Was meine Studienzeit angeht erinnere ich mich noch lebhaft an diverse
Ausflüge beispielsweise zur Documenta nach Kassel. Recht schnell fand ich mich
bei einer Tasse Kaffee wieder, da ich irritiert und gestresst war von dem vielen
Gerede. Hektik und Unruhe gaben mir den Rest. Auch heute fällt es mir in
Museen, Ausstellungen oder ähnlichem oftmals schwer, Ruhe zu bewahren, denn je
nachdem, mit wem man dort ist, verliert man schnell - im wahrsten Sinne des
Wortes - den Anschluss. Oft fühle ich mich gehetzt. Mir ist natürlich klar, dass jeder
seine eigene „Art“ hat mit Kunst umzugehen. Das soll auch so sein. Ich setze aber einfach
ein Fragezeichen hinter die Art und Weise wie sich viele - ungefragt - mitreißen
lassen. Mich nehme ich da ja auch nicht aus.
Gut gefallen hat mir in dem Beitrag von A.
Schäfer wie ein Museumsbesuch beschrieben wird insbesondere dass man sich Kunst
auf verschiedene Weise zunutze machen kann und bei einem Museumsbesuch ganz
unterschiedliche Ziele einen Sinn haben (laut James Pawelski vom Positive Psychology Center an der
Universität von Pennsylvania in Philadelphia). Etwa sich ausschließlich
die berühmtesten Schöpfungen anzuschauen, Selfies davor machen, sich zu informieren
oder etwas lernen. Laut Palewsky gibt es aber noch einen weiteren Aspekt, der oft
in den Hintergrund gedrängt wird: das Wohlbefinden, das aus der Interaktion mit
Kunstwerken resultieren kann.
Bald schon – 2017 am 08. April – findet der
„Slow Art Day“ statt. Vom amerikanischen Manager und Consultant Phil Terry ins
Leben gerufen und von einem Team von Freiwilligen organisiert. Zahlreiche
Museen (leider steht im Artikel nicht genau welche) nehmen daran teil. Das „Prozedere“
bzw. die Art der Umsetzung wird im Artikel gut beschrieben. Es geht unter dem
Strich darum, sich Zeit zu nehmen, auszuwählen und genau(er) hinzuschauen. Ein „Langsamer
Kunst Tag“ eben!
Auch wenn die Forschung zu „Slow Art“ noch
am Anfang steht, haben Wissenschaftler bereits indirekte Hinweise gefunden,
dass Entschleunigung im Museum zu positiven Effekten führt. Es wird anschaulich
beschrieben, wie ein Museumsaufenthalt auch eine geistige und mentale Erholung mitbringen
kann und sollte. Wenn man es denn anders macht! Die Möglichkeit, der Hetze des normalen
Alltags zu entfliehen und ganz in die Kunstwerke einzutauchen, spielt dabei
eine große Rolle.
In dem Artikel wird wunderbar beschrieben,
wie Kunstbetrachtung bzw. ein Museumsbesuch „mal anders“ aussehen könnte! Dafür
werden „Im Dialog mit der Kunst“ hilfreiche Fragen formuliert, die einen
Kontakt zwischen Werk und Betrachter herstellen können!
Euer Interesse ist geweckt? Ich kann euch nur wärmstens empfehlen, die 6,90 € zu investieren. Die Zeitschrift ist es wert!
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