Das
Geheimnis der Kunst liegt darin,
dass man nicht sucht, sondern findet.
Pablo Picasso
Endlich, die Kurse im kunstspielraum haben wieder angefangen! Rund
um Kinder und Kunst geht es am Freitag im kunstspielraum „zur Sache“, denn
Kunst ist so viel mehr als … das Betrachten eines Bildes! Wie wäre es zur
Abwechslung damit, sich ein - bestimmtes Bild – wie etwa das Bild „Der Niesen –
Ägyptische Nacht“ (1915) von Paul Klee erweitert vorzustellen? Beispielsweise
nach rechts, links, oben oder nach unten verlängert! Ihr könntet euch auch überlegen,
wie dieser Bildausschnitt am Tage aussehen würde.
Wie wäre es zur Abwechslung damit, ein Bild – eurer Wahl - in eine andere Kunstrichtung zu übersetzen? Beispielsweise das Bild „Sternennacht“ (1889) von Van Gogh als
kubistisches oder expressionistisches Bild. Überlegen könntet ihr euch natürlich auch, wie dieser Bildausschnitt heute aussehen würde. Wäre in der Nacht ein ebenso klarer Himmel? Vielleicht wurde der Baum im Vordergrund ja gefällt und auf den Bergen wären nun ein paar Windräder zu sehen. Was könnte sich dort verändert haben?
Kunst ist so viel mehr als ein einzelnes Bild nachzuempfinden oder
– schlimmer geht immer – nachzumalen. Zur Abwechslung könnte man sich auch in
ein Bild hineinversetzten! Jeder für sich und damit auch jeder auf seine „Art“.
Schaut euch beispielsweise das Bild „Frieden“ (1881-1973) von Pablo Picasso
an. Wie seht ihr das? Würdet ihr ein Bild mit diesem Titel anders gestalten?
Fehlt euch etwas?
Fragen könnt ihr euch natürlich auch, was auf dem Bild „Impression III“ (1911) von Wassily Kandinsky zu sehen
ist. Gibt es da überhaupt etwas zu sehen? Oder gibt es da vielleicht etwas zu
hören? Möglicherweise könntet ihr dort etwas erleben. Aber was? Ihr könnt ja
auch versuchen an diesem Bild etwas zu verändern oder herauszuarbeiten.
Kunst ist so viel mehr als sich ein Bild von etwas oder jemand
anders – beispielsweise dem Künstler - zu machen! Es geht immer und vor allem
um uns selbst. Wenn wir keinen Bezug dazu herstellen können, wir den Details,
Zusammenhängen oder Besonderheiten keine Aufmerksamkeit schenken, dann geben
wir „dem Ganzen“ noch nicht einmal eine Chance und kratzten keinesfalls an der
Oberfläche! Fangen wir also an. Damit, genau und aufmerksam hinzuschauen. Dem
ein oder anderen mag das „einfach“ vorkommen. Schauen wir mal.
Ich komme an dieser Stelle wieder zum Kunstlabor zurück. Zur
Praxis mit Kindern & Kunst. Bevor ich mich in diesem Jahr gemeinsam mit den
Kindern mit Kunst auseinandersetze, ist es mir wichtig, noch einen Schritt davor zu beginnen. Aus dem einfachen Grund, dass ich im
vergangenen Jahr immer wieder festgestellt habe, dass Kinder, Jugendliche und
auch Erwachsene ins Stocken geraten, wenn es um Farben geht. Gemeint sind vor allem Farben wie Orange, Türkis, Blauviolett, Rosarot und Co.
Die Farbe ist als ein Werkzeug vieler Künstler zu verstehen, das
keinesfalls unterschätzt werden sollte. Farben haben Eigenschaften, sie treten in
Beziehung zueinander und haben mitunter eine bestimmte Wirkungen auf uns. Das
alles nehmen wir oftmals nicht bewusst war, unterbewusst aber schon, denn
Farben sind einfach überall. Bestimmen lassen sich diese Farben - scheinbar -
kinderleicht. Der Blauer Himmel, der weiße Schnee, die grünen Blätter oder die
braune Erde. Stellen wir uns jetzt aber vor, dass wir auf die wahnwitzige Idee
kommen, einen Baum malen zu wollen. Eine Schwierigkeit sollte das nicht sein,
denn das ist ja etwas, das jeder schon mehr als einmal gesehen hat. Das sollte
leicht von der Hand gehen. Mit dem Pinsel in der Hand und drei zur Verfügung stehenden Grundfarben sowie Schwarz und Weiß dürfte dem ein oder anderen das "Schlamassel" deutlicher werden. Grün ist nicht gleich Grün und Braun ist keinesfalls gleich Braun. Da würde jetzt ein weiterer Blick nicht schaden. Einer der unter anderem die Farbabstufungen und Tonvarianten im Blick behält.
Zuerst schließen wir die Augen. Dann sehen wir weiter.
Immer wieder ist die Verblüffung groß, wenn ich „nur“ die Farben
Rot/Magenta, Blau/Cyan oder Gelb zur Verfügung stelle. Schwarz und Weiß kommen
natürlich auch mit ins Spiel. In diesem Jahr wollte ich genau dort ansetzten
und Kindern die Möglichkeit geben, Farben spielerisch und experimentell kennen
zu lernen. Angefangen bei den Grundfarben (Primärfarben). Der Farbkreises von Itten ist dabei sehr hilfreich und anschaulich. Ebenso anschaulich lassen sich Sekundärfarben, Tertiärfarben und
Komplementärfarben erklären.
Die Farben sind eine Art Einmaleins, vergleichbar mit dem Fach
Mathe. Übertragen auf das Fach Deutsch wäre
es ein grundlegender Wortschatz oder Rechtschreibregeln. Übertragen auf eine
Fremdsprache wären es die Vokabeln.
Überall gibt es Grundlagen auf denen sich alles weitere aufbaut. Für
das Fach Kunst, insbesondere die Malerei, sind es mitunter die Farben bzw.
ein grundlegenden Farbverständnis. Farben können so viel mehr als gefallen
oder nicht gefallen. Leider machen sich Wenige die Mühe, zu schauen, was wirklich in
ihnen steckt! Natürlich ist es einfacher gleich alle Farben oder eine
gute Auswahl direkt zur Verfügung zu stellen. Das geschieht möglicherweise aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit.
Vielleicht macht es sich der ein oder andere auch gerne – vermeintlich –
einfach. Mitunter hat das dann zur Folge, dass die Kunst an der
Oberfläche bleibt. Bei dem was sich erkennen lässt, bei dem, was ggf.
dargestellt ist. Denn es geht wie so oft um ein Ergebnis. Mehr noch. Um ein „gutes“
Ergebnis. Ein bewertbares und vielleicht sogar vergleichbares Ergebnis. Schade.
Alle wollen individuell sein aber wehe jemand ist anders.
Beim Arbeiten mit Kindern oder Jugendlichen wird deutlich, wir
sehr ihr Blick mittlerweile bereits durch die Sicht der Erwachsenen geprägt ist
oder vielmehr durch das, was Erwachsene von einem Bild erwarten. Nicht viel.
„Nur“ dass sich etwas erkennen lässt. Dass es gefällt. Wäre doch schön! So so!
Auf dem Boden der Tatsachen liegt eindeutig zu wenig Glitzer.
Mich erstaunt gerade das immer wieder und stellt mich - wie
beispielsweise am vergangenen Freitag - vor die eine oder andere
Herausforderung. Der Fokus lag im Kunstlabor, wie schon gesagt, auf den Farben!
Gut vorbereitet und noch dazu mit vielen Ideen, Varianten und Möglichkeiten im
Gepäck startete ich gemeinsam mit den Kinder. Gemeinsam probierten wir so
einiges aus, mischten, experimentierten und entdecken das ein oder andere. Die Begeisterung war groß. Begleitet mit
Fragen wie: Darf ich das wirklich? So wie ich will? Wie ich denke?
Wer nichts riskiert setzt alles aufs Spiel.
Am Ende durften sich die Kinder dann ein großes Aquarellpapier
nehmen, um all ihre Farben, Mischungen, Erfahrungen und mehr zum Ausdruck zu bringen.
Und Schwups … waren sie wieder da. Sonnen – natürlich in Gelb – Blumen –
natürlich in Reih und Glied. Nicht nur das. Die ganze Herangehensweise wurde
daraufhin begleitet mit Kommentaren wie: Ist das schön? Wie findest Du das?
In der kommenden Woche war ich darauf vorbereitete! Am Anfang beschäftigten wir uns - wie üblich - mit unseren Künstlerbüchern und der Künstleraufgabe aus der vergangenen Woche: "Was ist Kunst?". Fest stand recht schnell,
dass Kunst alles sein kann. Bunte, „schöne“ Bilder ebenso wie frühes Aufstehen oder
die Kunst den richtigen Ton zu treffen. Und genau dort knüpften wir an.
Wir knüpften daran an, dass alles möglich ist auch, dass an diesem Tag im Kunstlabor nur eine Linie im Mittelpunkt stehen kann. Eine Linie, die irgendwo anfängt und bestimmt auch
irgendwo „einfach“ wieder aufhört. Aber dazu … vielleicht das nächste mal mehr.
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