Meine Art
ist es, am Anfang zu beginnen.
Lord George Gordon Noel Byron
Und das ist nicht gerade einfach. Verrückt, wenn
man darüber nachdenkt, dass wir eigentlich dauern wieder „neu“ anfangen. Wir
fangen an, wenn wir in den Tag starten. Mal mehr und mal weniger ausgeruht. Wegen
dem Wecker, den Kindern, dem inneren Schweinehund, der Arbeit. Irgendwas klingelt
immer. Es folgt Zähne putzen, Kaffee, Tee, Müsli, gute oder schlechte Laune.
Das kommt auf den Tag an. Auch wenn dieser gerade erst angefangen hat und gar
nichts dafür kann.
Dann geht alles seinen Gang. Möglicherweise noch
schnell etwas aufräumen und ab an den Arbeitsplatz, den Schreibtisch, zum Sport
oder dem mittlerweile kalten Kaffee. Zu tun ist immer irgendetwas. Aufgrund von
Gewohnheiten, guten Vorsätzen, Pflichtbewusstsein oder einfach dem Alltag
geschuldet. Lust & Laune sind dabei eher die Randerscheinung und da frage
ich mich - warum? Sind wir fremdgesteuert? Eher nicht und doch sieht es danach
aus. Schuld sind bestimmt die anderen oder die Umstände? Unterm Strich
verlieren wir darüber nicht viele Gedanken. Gefangen in unserer Routine.
Unserem hauseigenen Hamsterrad.
Ein
Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter.
Möglicherweise ist das aus meiner ganz eigenen
Sicht der Dinge auf den Punkt gebracht, heruntergebrochen oder zusammengefasst.
Nun. Ja. Was soll´s. Macht es auch nicht einfacher! Aber eben darum sollte es
viel öfters gehen! Vieles sollte einfacher und normaler werden! Ich schaue mir
das nun schon eine ganze Weile an. Aus privater und beruflicher Sicht stelle
ich fest, das alles eher Richtung
„besonders“ oder „außergewöhnlich“ abdriftet. Dabei sind Ausnahmetalent oder Alleinstellungsmerkmal
nur die Spitze des Eisberges. Genauer hingeschaut sind diese „Exoten“ nicht das
erhoffte „Besondere“ sondern ein eher missverstandenes „Normal“. Jeder ist für
sich etwas Besonderes – eben einzigartig. So einfach ist das.
Manchmal
machen wir es uns ganz leicht ganz schwer.
Jetzt wieder alles auf Anfang. Da bin ich. Ehefrau, Mutter
von zwei Kindern, M.A. Kunstpädagogin, Kreativpädagogin, Kunstglaserin und
Künstlerin in verschiedener Hinsicht. Wer mich kennt, weiß dass mir diese „Art“
Darstellung – einen Blog zu schreiben – erst einmal nicht so leicht fallen wird.
Mag ich es doch am liebsten direkt, persönlich oder zum Anfassen! Im privaten
wie im beruflichen. Das mit dem Anfassen sollte ich dem ein oder anderen
vielleicht kurz erklären.
Denken
in Schubladen – Ästhetik
Es geht mir um Ästhetik, die neben Kreativität und allem was mit Kunst – im weitesten Sinne
– zu tun hat uns alle und vor allem unsere Kinder beeinflusst und ausmacht. Verkannt
und falsch verstanden, wird Ästhetik oftmals in eine Schublade gesteckt, in der
sie so gar nichts zu suchen hat! Und doch würden die meisten von uns sie dort
vermuten. Gleich neben Schönheit und Harmonie.
Lasst mich da kurz aufräumen: In den Erziehungs-
und Bildungsplänen geht es an vielen Stellen und immer wieder um Ästhetische
Bildung. Unseren Kindern beibringen was schön ist … darum kann es nicht gehen. Natürlich
ein Missverständnis. Ästhetik bedeutet wörtlich „die Lehre von der Wahrnehmung“
bzw. vom sinnlichen Anschauen. Demnach ist alles ästhetisch, was unsere Sinne
bewegt. Schönes, Hässliches, Angenehmes und Unangenehmes. So macht es auch
Sinn, dass die sinnliche Erfahrung als Ausgangspunkt von Bildung und der
Entwicklung des Menschen verstanden wird. Somit versteht Ästhetische Bildung
„Bildung“ nicht in erster Linie als Wissensaneignung - bei der das Denken der
Wahrnehmung übergeordnet ist – sondern als Ergebnis sinnlicher Erfahrungen, die
wiederum selbst die Quelle von Wissen und Erkenntnis sein können!
Ästhetische Bildung ist demnach auf der Überzeugung
gegründet, dass sich der Mensch in der kreativen Auseinandersetzung mit der
Umwelt entwickelt. Alles auf Anfang gesetzt lässt sich diese Idee auf Friedrich
Schiller zurückführen. Er war der Auffassung, dass sich der Mensch im
ästhetischen und spielerischen Handeln verwirklicht (1795 führte er sein Werk
„Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ ein).
Ja
genau so, aber anders!
Es geht um die Kindheit. Wenn ich mich so umschaue
oder sehe, was rund um meine eigenen Kinder oder meine Arbeit mit Kindern
geschieht … da komme ich ins Stocken. Ich stelle kaum noch Gemeinsamkeiten mit
meiner eigenen Kindheit fest, die ich unter leicht, fröhlich, gut aufgehoben
und offen verbuchen möchte. Nicht, dass das aus der Sicht meiner Eltern so war.
Aus meiner Sicht aber schon. So soll das ja auch sein. Eltern wollen für ihre
Kinder nur das Beste. Das ist ja auch gut so. Nur was „das Beste“ ist … darüber
scheiden sich die Geister. Spielerisches Verhalten, Fantasie, Albernheiten,
pures Vergnügen, 5 mal gerade sein zu lassen, Spaß zu haben oder einfach auch
mal Fehler machen zu dürfen – das wird immer seltener. In der Kategorie „das
Beste“ tummelt sich eine Ernsthaftigkeit, die mir manchmal richtig Angst macht.
Geschuldet einem Erfolgs- oder Leistungsdruck der meines Erachtens dort ebenso
wenig verloren hat. Das lasse ich an dieser Stelle einfach mal so hingestellt um
es hoffnungsvoll unter Unsicherheit, Gruppenzwang oder Unverständnis abzubuchen.
Das
Leben macht was es will und ich auch.
Genau hier ist wieder ein Anfang. Vielleicht mein
Anfang. Ich möchte Aufräumen. Unter anderem mit
Kunst, Kreativität, Ästhetik und Kindheit. Das hört sich härter an als
es ist. Einfacher gesagt möchte ich Raum und Platz schaffen für Ideen und
Gedanken, die oftmals zu kurz kommen oder einfach übersehen werden. Da sie sich
nicht in den Vordergrund spielen und damit auch gerne übersehen werden. Es sind
ja wie so oft die Kleinigkeiten, auf die es ankommt und die unterm Strich ins
Gewicht fallen.
Ich wünsche euch und mir viel Spaß (denn ohne das
geht es nicht)! Riki
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