Anders als gedacht (Gedankengänge Kunst)


Wenn etwas kleiner ist als das Größte, so ist es darum noch lange nicht unbedeutend.
Lucius Annaeus Seneca

In den Blick nehmen wir meist das, worauf es – uns - ankommt. Darin sind wir Meister. So soll das ja auch sein. Unseren Alltag, an dem so vieles hängt, könnten wir anders gar nicht bewältigen. Wir konzentrieren und fokussieren uns auf das Wichtige, Essentielle oder Nötige. Manchmal zwingen wir uns auch zum Nichtstun, Sport oder den Dingen die gelegentlich aus dem Ruder laufen. Alles gut durchdacht. Gesetz dem Fall wir schweifen ab oder es läuft mal nicht nach Plan, wird es schon schwierig. Als wäre das Leben mit allem was dazu gehört nicht schon kompliziert genug! Wir erwarten so viel von uns und natürlich auch von den anderen. Ausgleichende Gerechtigkeit? Perfektion? Lösungen? Die Erwartungen sind hoch.

Alle wollen individuell sein aber wehe jemand ist anders.

Perfektion ist langweilig. Sage ich jetzt mal. Wäre das überhaupt möglich, könnte das bestimmt jeder und dann wäre es ja nichts Besonderes mehr. Natürlich sind wir bereits etwas Besonderes aber eben nicht so, wie wir uns das vorstellen oder wünschen. Wie so oft, sieht nach außen manches einfacher oder besser aus. Die anderen haben es in jedem Fall leichter. Bei denen scheint alles in Ordnung. Beziehungen wirken harmonischer, der Umgang mit den Kindern ist fröhlicher, das Haus ist aufgeräumter.

Zuerst schließen wir die Augen. Dann sehen wir weiter.

So ist das mit den Blickwinkeln. Schade dass wir da nur selten aus unserer Haut können oder wollen. Es kann durchaus interessant sein, die Dinge mal anders bzw. aus einer ungewohnten, neuen Perspektive zu sehen. Wer hätte das gedacht: Probleme, Fragen, Unstimmigkeiten sind oftmals ein guter Anfang. Ohne etwas in dieser „Art“ kommen wir nur unwillig, ungerne oder gar nicht von unserm Plan oder Ablauf ab. Festgefahrene Strukturen sind hartnäckig. Für einen neuen Blickwinkel muss man also erst mal die Aufmerksamkeit gewinnen. Aus der Bahn geworfen oder herausgefordert zu werden ist ein Anfang! Neugierig zu machen ist eine Möglichkeit.  

Auf dem Boden der Tatsachen liegt eindeutig zu wenig Glitzer.

Bezogen auf Kunst, künstlerisches Arbeiten oder Kreativität könnte das wie folgt aussehen: Wer hat eine Vorstellung davon, wie die Geburt der Welt aussieht? Wie lassen sich kämpfende Formen darstellen? Welches Blau wäre „das perfekte Blau“? Wie malt man Tiefe? Lässt sich ein fröhlicher Aufstieg darstellen? Fragen über Fragen. Wie sieht es mit Möglichkeiten aus? Antworten oder Lösungen lassen wir mal kurz dahingestellt. Die kommen immer viel zu schnell. Dazu später mehr! Wir sind ja gerade dabei zu irritieren. Der ein oder andere wird erstaunt oder überrascht sein, dass es neben Antworten und Lösungen auch Möglichkeiten gibt!

Wer nichts riskiert setzt alles aufs Spiel.

Künstler und ihre Kunstwerke liefern da eine ganze Menge Möglichkeiten.  Schaut euch „Die Geburt der Welt.“ von  Joan Miró an. Wer hätte das gedacht? 


Und die „Die kämpfenden Formen.“ hat Franz Marc dargestellt. Er hatte da scheinbar kein Problem. 


Dafür aber der Künstler Yves Klein, der so lange auf der Suche nach dem perfekten Blau war. 1960 ließ er ein ultimatives Ultramarin unter dem Namen „International Klein Blue“ (I.K.B.) patentieren.





 Ob Wassily Kandinsky der „Fröhlicher Aufstieg.“ schwer gefallen ist. Wer weiß! 


Und „Die Tiefe“ von Jackson Pollock. Hätten wir uns vielleicht auch anders vorgestellt?


Geben wir Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit und den nötigen Raum, Fragen zu stellen, dann liefert sie uns von ganz alleine Antworten. Ihre Antworten. Antworten, in denen vielleicht – noch – alles möglich ist.  

Wer hat den Erwachsenen das Fragezeichen geklaut?

Fragen zu stellen, die erst einmal ungewöhnlich oder absurd klingen - es mitunter auch sind -  verlangen Erwachsenen oftmals viel ab. Dazu komme ich auch gleich noch einmal. Gesagt sein muss hier einfach  noch, dass das gar nicht nötig ist. Wollen wir – wirklich – ins Gespräch kommen? Interessieren wir uns wirklich für unser Gegenüber? Dann ist das eine Möglichkeit das Eis zu brechen. Eine Frage stellen auf die wir vielleicht selber keine Antwort haben. Das wäre doch mal etwas Neues. Wenn wir es dann auch noch schaffen unserem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, dass alles erlaubt und alles möglich ist, dann ist es das auch!

Lass Dir dein Leuchten nicht nehmen nur weil andere das blendet.

Kinder die zu uns in den kunstspielraum von kukonti kommen wissen das. Oder sie finden es schnell heraus. Kinder finden immer eine Lösung - wenn man sie lässt. Fernsehflimmern, Kindergeschrei oder Meeresrauschen malen sie ohne mit der Wimper zu zucken. Sie wissen wie das geht! Sie können das. Noch! Sie sehen Dinge eben – einfach – anders. Wenn man sie lässt. Fantasie und Kreativität sind hier nur der Anfang und ein Schlüssel für so vieles.

Leute die schweigen wissen ganz genau was sie damit sagen wollen.

Übertragen wir das einmal in die „normale“ Welt. In den Alltag. Dort beobachte ich immer wieder, dass Erwachsene sehr schnell – eigentlich immer direkt - Antworten und Erklärungen parat haben. Warum auch nicht. Wir haben „es“ ja im Blick? Da wir ja den Plan – fürs Leben – haben? Was genau haben wir denn im Blick? Gerade kleinere Kinder stellen oft Fragen auf die sie eigentlich ihre Antwort schon parat haben. Eigentlich denkt sich doch jeder irgendetwas dabei wenn er eine Frage stellt. Die Möglichkeit eine solche Frage auch als Gesprächsanlass zu sehen wird dabei oft übersehen. Sehr seltsam wie ich finde. 

Wissen redet. Weisheit hört zu.

Klar eine Antwort geht schneller. In der heutigen Welt ein wichtiger Punkt. Der nächste Punkt: Wir denken, dass wir Kindern immer etwas vermitteln müssen. Wir denken, dass es besser ist die Dinge klar zu stellen. Das ist bestimmt gut gemeint aber macht es das wirklich leichter oder besser? Und für wen genau? Schon mal darüber nachgedacht, dass Fakten, mit denen wir Jugendliche und Kinder gerne konfrontieren auch verhindern können, Zusammenhänge zu verstehen oder Hintergründe zu erkennen! Wir gehen immer von unserem eigenen Wissenstand aus. Sich (s)ein eigenes Bild zu machen bedeutet aber auch und gerade, sich dieses Wissen zu erarbeiten. Mit unseren Antworten, den Fakten oder ähnlichem sollten wir von daher vielleicht etwas sparsamer umgehen. Der ein oder andere wäre überrascht, wo das hinführt!  

Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat (Albert Einstein)

Da wo wir an unsere Grenzen stoßen. Da wo etwas nicht nach Plan läuft. Da wo wir umdenken müssen oder aus weniger mehr machen. Da brauchen wir Kreativität! Nicht nur der oder diejenige mit einem Pinsel in der Hand und der Farbe im Gesicht. Wir sind alle kreativ. Ob wir wollen oder nicht. Denn ohne Kreativität kommen wir nicht weiter! Kreativität = Problemlösungskompetenz oder Lebensgestaltungskompetenz. 

Also Mut zur Lücke und wenn ich euch mit der ein oder anderen Frage zurücklasse, freut mich das sehr. Macht was draus!

Riki


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